1904 Henni Jaensch, die Gründerin der Handweberei Geltow, wird in Berlin-Lichterfelde geboren.
1920 Nach einer künstlerischen Ausbildung an verschiedenen Berliner Zeichenschulen zieht Henni Jaensch mit den Wandervögeln raus aus der Großstadt. In der Rhön entdeckt sie schließlich ihre Liebe zur Handweberei. Da sie aber keine Lehrstelle findet, kehrt sie nach Berlin zurück und absolviert einen Kurs für Weberei.
1926 Henni Jaensch zieht es wieder zurück auf das Land. Diesmal nach Gildenhall in der Nähe von Neuruppin. Hier siedeln sich Kunsthandwerker und -handwerkerinnen aller Bereiche an, um in der Freilandsiedlung Gildenhall nach dem Vorbild des Deutschen Bauhauses Weimar gemeinsam zu arbeiten und zu leben. Sie geht bei der bekannten Handwebmeisterin Else Mögelin in die Lehre.
1932 Inflation und wirtschaftliche Krise beenden das historische Projekt Gildenhall. Henni Jaensch heiratet Werner Zeymer und bezieht in Rangsdorf ein kleines Holzhaus mit zwei Räumen, einen zum Wohnen und einen für ihre zwei Webstühle. Sie erhält viele Aufträge und bald wird das Häuschen zu klein. In Geltow liegt die Lösung: ein seit Jahren leerstehender Gasthof mit angeschlossenem Wohnhaus. 1934 besteht sie ihre Meisterprüfung.
1939 Henni Jaensch zieht mit ihrem Gewerbe nach Geltow um. Der Tanzsaal wird zur Werkstatt umgebaut, im Vorderhaus können die Lehrlinge wohnen und der Garten ist groß genug für Schafzucht und Flachsanbau. Anfangs belächelt das Dorf die Henni Jaensch als "Spinnerin". Später kommen die Frauen, um das Spinnen und Weben zu lernen. Der Webhof Geltow wird nicht nur zur Arbeitsstätte, sondern auch immer mehr zu einer Lebensgemeinschaft. An Aufträgen mangelt es auch während der Kriegsjahre nicht.
1943 Annemarie Schünemann, die Mutter der heutigen Inhaberin, hatte 1939 eine Statistenrolle als Weberin in dem UFA-Film "Auf zu neuen Ufern" bekommen. 1943 bricht sie nun selbst zu neuen Ufern auf. Im Rahmen eines Gesellenaustausches kommt sie nach Geltow und bleibt vierzig Jahre als Freundin und rechte Hand bei Henni Jaensch-Zeymer. Ihre Tochter Ulla Schünemann wird auf dem Webhof groß und übernimmt die Handweberei Jahrzehnte später.
1945 In den ersten Nachkriegsjahren ist viel Phantasie gefragt. Spinnräder werden aus alten Fahrrädern gebaut und Stoffe gegen Schuhe getauscht. Auf der ersten Messe nach dem Krieg ist auch Henni Jaensch-Zeymer wieder mit ihrem Gewerbe vertreten.
1949 Henni Jaensch-Zeymer wird als "Kunstschaffende des Handwerks" anerkannt.
1955 Aufnahme im "Verband bildender Künstler". Es folgen dicke Auftragsbücher und zahlreiche Ausstellungen in der DDR und im osteuropäischen Ausland. Während der gesamten Zeit der DDR gelingt es Henni Jaensch-Zeymer, die Werkstatt als privaten Betrieb zu erhalten. Nur Lohntarife und Beschäftigungszahl werden ihr vom Staat vorgegeben.
1964 Henni Jaensch erhält für Ihre "LD"-Tischdecke die Design-Auszeichnung für "Gute Form". Dieser Preis steht für funktionelle, sachliche und trotzdem ästhetisch gültige Gestaltung und Dauerhaftigkeit der Dinge, die über den modischen Zeitgeist hinausgeht.
1977 Ulla Schünemann absolviert erfolgreich die Ausbildung zur Handweberin und arbeitet fortan in der Handweberei.
1985 Ulla Schünemann wird Meisterin Ihres Handwerks.
1987 Ulla Schünemann übernimmt die Handweberei
1989 Im Ergebnis der Währungsunion kommt für den Webhof das Aus. Bis auf die Meisterin und einen Lehrling müssen alle Beschäftigten entlassen werden.
1992 Das "Aktive Museum - Handweberei Henni Jaensch-Zeymer" wird mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Brandenburger Arbeitsministeriums eröffnet.
1996 Bianca Schünemann, Tochter von Ulla Schünemann, schließt erfolgreich Ihre Gesellenprüfung ab.
1998 Henni Jaensch-Zeymer verstirbt im stolzen Alter von 94 Jahren.
2008 Im Mai eröffnet Nadine Schünemann, ebenfalls Tochter von Ulla Schünemann, das Café im Webhof und nimmt die damalige Nutzung der denkmalgeschüzten Gebäude als Gasthof um 1900 wieder auf.
Der SAT.1 Film "Frauen wollen mehr" spielt teilweise in einer Handweberei und wurde in unserer Handweberei gedreht.
2009
Die Handweberei geht mit Ihrem Shop online. Im April werden 70 Jahre Handweberei in Geltow gefeiert. Viele ehemalige Mitarbeiter schwelgen in Erinnerungen und lassen die Feier zu einem besonderen Tag werden und liesen das ein oder andere Schiffchen tanzen.
Heute leitet die Handwebmeisterin Ulla Schünemann als Besitzerin erfolgreich den Webhof und setzt in Familientradition die Arbeit in hoher Qualität fort. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland, Fernsehsendungen und Presseartikel sowie eine ständig wachsende Kunden- und Besucherzahl sprechen für Deutschlands größte Handweberei.
2017 Mit Unterstützung der Eler beginnen bestandserhaltende und qualitätsverbessernde Maßnahmen auf dem Webhof. "http://www.eler.brandenburg.de" und "https://ec.europa.eu/agriculture/index.de.htm"